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Eine Arche für Haustiere am Elbufer

Massentierhaltung und Monokulturen haben viele der alten robusten Haustierrassen verdrängt. Auch in Teilen  im besonders geschützten UNESCO-Biosphärenreservat in der niedersächsischen Elbtalaue  gibt es  Agrarindustrie Das aber wollen Besitzer kleiner Elbhöfe  nicht  hinnehmen: Wie auf einer Arche geben sie jenen Tieren ein Zuhause, deren Rassen vom Aussterben bedroht sind. 2011 ist an beiden Elbufern Deutschlands erste Arche-Region entstanden.  24 Betriebe sind 2015  zertifiziert. Die  „Arche-Region Flusslandschaft Elbe“  erstreckt sich über die Landesgrenzen und reicht von Boizenburg  und Dömitz in Mecklenburg bis in den äußersten Nordost-Zipfel im niedersächsischen Wendland und weiter bis nach Lüneburg.  Die Arche-Region ist seit 2014 auch einer von 100 ausgezeichneten Orten im  bundesweiten Wettbewerb „Land der Ideen“ – ein wichtiger Impuls für die strukturschwache Flusslandschaft  im Nordosten Niedersachsens. Sie hat zudem ein eigenes „Museum“: Das Archezentrum in Neuhaus ist ganzjährig kostenlos geöffnet und zeigt in einer modernen Ausstellung die vielfältigen Wechselwirkungen des Arche-Projekts für Menschen und Umwelt auf.

Mehr als 150 Familien machen inzwischen mit bei der Arche-Bewegung, halten Pferde, Schweine oder Geflügel, wie man sie nur aus alten Bilderbüchern kennt:  mächtige Kaltblutpferde,  Schweine mit Punkten, kunterbunte Hühner. Sie alle bringen Idealismus und Freude an der Erhaltung der alten Nutztierrassen mit. Marschenbauer Hans-Jürgen Niederhoff zum Beispiel, Sprecher der Arche-Region. Der 67jährige hat sogar das Ziegenmelken gelernt.

„Hätt ich nie gedacht, dass ich nochmal Ziegen melke, das ist eben so, manchmal kommt es anders als man denkt.“

Seine Thüringer Waldziegen sind ebenso stark vom Aussterben bedroht wie sein Hofhund  Bruno, ein großer schwarzer Spitz. Oder seine urigen Landschafe. Sie liefern Wolle für die Gruppe mit den Spinnrädern und eine kleine Filzmanufaktur, die sich in der Arche-Region nun auch angesiedelt haben. Niederhoff:

„Die  Pommersche Landschafe sind anspruchslos, wetterfest, hab schon mehrere Pullover von der Wolle. Wird man auch gut los, die Wolle.“

Moorschnucken, Meißner Widder-Kaninchen oder Mangalitza-Wollschweine locken Touristen in die finanzschwachen Gemeinden am Elberadeweg. Eine spezielle Fahrradkarte leitet sie von Hof zu Hof. Und informiert über die Feste der Bauern von Frühjahr bis Spätherbst – mit Schafschur, Käsemachen oder Apfelpressen. Motor des Projekts ist Naturschützer Hartmut Heckenroth. Ehrenamtlich und unermüdlich wirbt der Ruheständler für das Arche-Projekt. Es begann in der niedersächsischen Elbgemeinde Amt Neuhaus und ist längst  auch über  Landesgrenzen gewachsen. Die Elbtalaue ist so reich an schönen alten Höfen, sagt Heckenroth

„Da bietet es sich doch an, mit diesen Rassen etwas zu machen, damit die Gäste die nach Amt Neuhaus kommen, die Tiere von alten Rassen nochmal entdecken können, die sie sonst nicht sehen, es sei denn sie gehen in den Zoo.“

Die Arche-Region soll  aber kein Steichelzoo werden. Leine-Gänse, Niederungsrinder oder Angora-Kaninchen werden wie früher als Nutztiere gehalten – geschlachtet und gegessen. Denn die Arche-Bewegung hat durchaus wirtschaftliche Hintergründe und belebt den ländlichen  Raum, sagt die Geschäftsführerin der Gesellschaft zum Erhalt alter Haustierrassen, GEH, Antje Feldmann. Sie hat der Region das Arche-Siegel verliehen.

„Man  kann in der Region die Futtermittel erzeugen, Produkte erzeugen, die man gemeinsam vermarkten kann. Es gibt viele Synergieeffekte indem viele Leute an einem Thema arbeiten. „

Inzwischen bieten die Höfe handverlesene Produkte an nach eigenen Rezepten.  Auf Märkten in der Region finden Leberwurst, Salami oder Bierbeißer reißenden Absatz. Die Kunden wissen – die Tiere wurden weitgehend im Freien gehalten und sorgfältig mit meist selbst erzeugtem Futter aufgezogen.

Einmal im Jahr – immer am ersten Sonntag im Juni – feiert die Arche-Region ihren großen Arche-Tag auf jeweils einem anderen Hof. Dann kommen viele Hundert Besucher und erfreuen sich an Tieren und Delikatessen.  Die gibt es auch bei der Arche-Genusswoche im November im Archezentrum.

Zum Archezentrum:

www.archezentrum-amt-neuhaus.de

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